Computersicherheit

Die Computer, die Ihre SchülerInnen in der Schule verwenden sind ziemlich sicher mit einem lokalen Server verbunden – ei- nem weiteren Computer, der zwischen dem Klassenzimmer und der Außenwelt steht. Dieser Server kann sich in der Schule befinden oder irgendwo anders stehen, z. B. in einem speziellen Raum der Gemeindeverwaltung oder bei einer privaten Firma, die diesen Service für die Schule anbietet.

Wo auch immer sich dieser Server befindet, er wird von einer IT-Fachkraft oder einer ganzen Abteilung, deren Aufgabe es ist, das System zu überwachen und es abzusichern, kontrolliert. Jede aufgespielte Software, jede Website auf die zugegriffen wird und jeder, der diesen Server nutzt, stellt ein potentielles Risiko dar. In der idealen Welt der IT-Abteilung, haben Server keinen Kontakt zu irgendeinem anderen Computer oder einer NutzerIn. Das ist immer deren Ausgangslage. Vergessen Sie das nicht!

Die MitarbeiterInnen der IT-Abteilung sind darauf program- miert zu fast allem „nein“ zu sagen und von dort aus zu verhan- deln. Meistens ist ihre Trumpfkarte die Auskunft: „Nein! Das ist ein Sicherheitsrisiko!“ – wobei sie die arme Lehrkraft mit dem Gedanken allein lassen, ihr Handeln hätte womöglich das Wohl

ihrer SchülerInnen gefährdet. Nun, was die IT-WächterInnen ei- gentlich sagen wollen ist, dass ihr Anliegen möglicherweise die Sicherheit des Systems gefährdet hätte, nicht die der SchülerIn- nen.

Die Art von Dingen um die sich die SpezialistInnen Sorgen ma- chen, sind Viren, Würmer und sonstiges Getier (ja, die Computerwelt ist voller virtuellem Ungeziefer) und dass so viel Verkehr herrscht, dass dieser die gesamte Bandbreite auffrisst oder das System zusammenbricht (z. B. wenn alle NutzerInnen gleichzeitig einen kompletten Film herunterladen), dass unerwünschte Post den Server blockiert oder ungefilterte Kommentare im Netzwerk auftauchen, dass nicht zugangsberechtigte Personen versuchen, unter Umgehung der Firewall das System zu hacken (mehr dazu gleich) und Programme hochladen, die Teile des Sys- tems außer Gefecht setzen, und so weiter und so fort. Aus Sicht der ComputeradministratorInnen sind dies alles sehr wichtige Bedenken. Diese haben aber nicht viel mit der Sicherheit der Kinder zu tun, die für Sie von Interesse ist.

Ein gutes Beispiel ist Skype. Viele IT-Abteilungen lehnen es ab Skype zu unterstützen. Das bedeutet, sie erlauben weder das Herunterladen noch die Installation. Das ist schade, denn es handelt sich dabei um ein wunderbares Tool für das Klassen- zimmer. Die IT-Polizei wird Ihnen sagen, es sei ein Sicherheits- risiko. Sie werden denken, dass Ihre SchülerInnen in Gefahr sind und darauf verzichten. In Wirklichkeit geht es darum, dass Sky- pe (das über das Internet, nicht aber über das Web läuft) einen anderen „Port“ im Computer, d. h. auf ihrem Server verwendet, und dies Einfluss auf die Konfiguration des Servers z. B. dessen Firewall hat. Die Verantwortlichen befürchten außerdem, dass alle SchülerInnen der Schule gleichzeitig Nachrichten versen- den oder Skypegespräche führen werden und dies das gesamte System zum Zusammenbrechen bringen wird.

Es hat eine jahrelange Debatte darüber gegeben, ob Skype tatsächlich ein Sicherheitsrisiko darstellt und das Ergebnis lau- tet: Nein! Wie auch immer, diese Debatte muss Sie als Lehrkraft eigentlich nicht interessieren. Für Sie zählt die Sicherheit der SchülerInnen und diese ist gewährleistet, so lange Sie sich an ein paar Regeln halten. In einer Grundschule wird wahrschein- lich nur eine Skypeadresse verwendet oder höchstens eine pro Klasse Die einzige Person, die diese Adresse nutzt, wird die Lehrkraft sein. Zufällige Anrufer auf Skype gibt es kaum und sie müssen immer zuerst akzeptiert werden, bevor sie anrufen oder eine Nachricht hinterlassen können. Weder das eine noch das andere betrifft die Kinder.

Außer der Ablehnung bestimmter Anwendungen und Seiten aus Gründen, die wir bereits erwähnt haben, errichten IT-Abteilungen Firewalls, die bestimmen, welche Websites Sie sehen dürfen und welche nicht, da der Inhalt unerwünscht sein könn- te. Manchmal wird diese Entscheidung automatisch durch eine installierte Software getroffen, die nur Abbildungen mit einem bestimmten Anteil an Fleischfarben zulässt, oder Seiten mit bestimmten Wörtern sperrt. Unsere KollegenInnen in der Er- wachsenenbildung werden davon in den Wahnsinn getrieben. Manchmal wird diese Entscheidung aber auch bewusst von Mit- arbeiterInnen der IT-Abteilung getroffen, die nach dem Prinzip arbeiten, so wenig Seiten wie möglich zu erlauben, und weite- re nur auf Anfrage zu zulassen. Das wäre dasselbe, als würde man Lehrkräfte jeden Tag nach unerlaubten Druckerzeugnissen durchsuchen. Wir haben tatsächlich selbst die Erfahrung ge- macht, dass wir drei Wochen warten mussten, ehe die IT-Ab- teilung entschieden hat, ob wir Zugriff auf die Website des Bildungsprogramms der BBC erhalten und solche Vorfälle sind nur zu alltäglich.

Während es so aussieht, als sei diese Herangehensweise zum Schutz der SchülerInnen notwendig, beinhaltet sie ihre eigenen Gefahren, indem diese Blockaden beispielweise Lernen verhin- dern und die Lehrkräfte von innovativem Lehr- und Lernmög- lichkeiten abgehalten werden. Außerdem erlaubt es den Kindern nicht – natürlich angeleitet durch Experten – zu lernen mit po- tentiellen Gefahren umzugehen. Dies ist vergleichbar mit einem Kind, das nie gelernt hat eine Straße zu überqueren und plötzlich auf der Autobahn zurechtkommen kommen muss.

Wehren Sie sich! Wozu die SchülerInnen Zugang erhalten oder nicht, sollte in der professionellen Beurteilung der Lehrkraft lie- gen. Wird die Kunststunde sabotiert, weil die Firewall Botticellis unbekleidete Venus nicht zulässt oder kann die sorgfältig vor- bereitete Stunde zur Gesundheitserziehung wegen des Bauches einer Schwangeren nicht durchgeführt werden, ist dies inakzep- tabel (Nebenbei bemerkt, beides ist tatsächlich passiert!). Wir haben alle schon den selbstgefälligen Satz gehört: „Selbst wenn nur ein winziges Risiko besteht, ist es das nicht wert!“ Ist das wirklich der Fall? Geht es nicht vielmehr immer um eine Risikoabwägung? Kindern wird das Schwimmen nicht an Land beige- bracht, obwohl die Gefahr besteht, dass sie im Wasser ertrinken könnten. Die rationale Entscheidung ist doch, dass wir sie das Schwimmen unter sorgfältig überwachten Bedingungen im kon- trollierten Umfeld eines Schwimmbades lehren, damit sie sicher sind! Die Erfahrung hat immer wieder gezeigt, dass das größte Risiko für die Sicherheit der Kinder (ob im Wasser, auf der Straße oder eben im Netz) die Unkenntnis ist bzw. die Unfähigkeit eine Gefahr zu erkennen, nicht zu wissen wie man sie vermeiden kann oder keine Ahnung davon zu haben, wie man sich in einer gefährlichen Situation verhält.

Wenn der Begriff „Computersicherheit“ nur die Computersys- teme betrifft, was genau sind dann die Bedenken der Lehrkräf- te? Auch wenn unsere Unterteilung in Computer- und Nutzersi- cherheit in der Realität natürlich nicht ganz so trennscharf ist, ist sie in diesem Zusammenhang dennoch sinnvoll.

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